Kuratorium des BaFID: Engagement für Wissenschaft, Dialog und gesellschaftlichen Zusammenhalt

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Kuratoriumssitzung am 02.Oktober 2025

Um die wissenschaftliche Arbeit des Bayerischen Forschungszentrums für Interreligiöse Diskurse (BaFID) im Dienste der Gesellschaft wirkungsvoll zu unterstützen und seine öffentliche Präsenz weiter zu stärken, wurde ein ehrenamtliches Kuratorium ins Leben gerufen. Es setzt sich aus renommierten Persönlichkeiten aus Politik, Religionsgemeinschaften, Medien, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen https://www.bafid.fau.de/zentrum/kuratorium/).

Den Vorsitz des Kuratoriums hat Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, für Sport und Integration, inne.

Das Kuratorium begleitet die Arbeit des BaFID beratend und engagiert. Seine Mitglieder werden regelmäßig über aktuelle Projekte und Forschungsergebnisse informiert und bringen ihrerseits wertvolle Impulse ein – etwa durch die Einbringung gesellschaftlich relevanter Fragestellungen zur Rolle von Religion in der Integrationspolitik.
So trägt das Kuratorium entscheidend dazu bei, die Sichtbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse zu erhöhen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern.

Ein besonderer Blick auf die Bedeutung des Kuratoriums lässt erkennen, wie eng dessen Aufgaben mit dem Selbstverständnis des BaFID verbunden sind. Der Begriff Kuratorium leite sich vom lateinischen cura – Sorge, Pflege oder Aufsicht – ab und spiegele damit seinen Kernauftrag wider: beraten, unterstützen und begleiten. „Für das BaFID bedeutet dies: Das Kuratorium stärkt unseren besonderen Ansatz, Grundlagenforschung mit Wissenstransfer zu verbinden“, heißt es aus der Leitung des Zentrums. Ziel sei es, jüdisch-christlich-islamische Diskurse zu erforschen, um nachhaltig den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern und das gegenseitige Verständnis zwischen Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit zu vertiefen. „Denn wirkliche Anerkennung des religiös Anderen gelingt nur, wenn Gemeinsamkeiten gewürdigt und Differenzen respektiert werden.“, sagt Prof. Dr. Georges Tamer. Damit werde deutlich: Das Kuratorium trägt entscheidend dazu bei, die wissenschaftliche Arbeit des BaFID in die Breite der Gesellschaft zu tragen und ihre Wirkung zu stärken.

Hybride Kuratoriumssitzung am 2. Oktober 2025

Unter der Leitung von Staatsminister Joachim Herrmann fand am 2. Oktober 2025 die Kuratoriumssitzung in hybrider Form statt. Das BaFID-Team stellte dabei, nach einer Begrüßung der Anwesenden vor Ort und digital durch den Gründungsdirektor des BaFID Prof. Dr. Georges Tamer, zentrale Aktivitäten des Zentrums vor, darunter:

  • die KCID-Konferenzen und die dazugehörige wissenschaftliche Buchreihe Key Concepts in Interreligious Discourse,
  • das Bayerische Interreligiöse Kolleg (BIK), das sich im Wintersemester mit dem Thema „Die schönsten Weltuntergänge? Zukunftsszenarien, Utopien und Dystopien“ in einer Ringvorlesung auseinandersetzt,
  • das neu erschienene Erlanger Jahrbuch Nr. 4 mit dem Schwerpunkt „Interreligiöse Kompetenz und Wertevermittlung in der Bildungsarbeit“,
  • den Interreligiösen Kalender, dessen Ausgabe 2025 in Zusammenarbeit mit Religionsgemeinschaften der Metropolregion Nürnberg entstand und 2026 mit Museen und Bibliotheken der Region fortgeführt wird,
  • sowie vielfältige Veranstaltungen des Wissenstransfers, etwa „Fürth feiert Vielfalt“, Kinderuni oder das Nürnberger Digitalfestival.
Gastvortrag von Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl: „Vorsichtiger, umsichtig, weitsichtig“

Ein Höhepunkt der Sitzung war der Gastvortrag von Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl, Inhaberin des Lehrstuhls für Moraltheologie an der Universität Augsburg. Als „critical friend“ – wie sie sich selbst nannte – blickte sie auf fünf Jahre BaFID-Arbeit zurück und würdigte die Entwicklung des Zentrums mit kritischer Sympathie und theologischer Tiefenschärfe.

Ausgehend von einem aktuellen politischen Ereignis spannte Schlögl-Flierl einen weiten Bogen zwischen globalen Herausforderungen und den Aufgaben interreligiöser Forschung. „Ich war einfach nur wütend. Das geht doch nicht. Alles, an das ich geglaubt habe, wird hier in den Dreck gezogen – Demokratie, Institutionen, politisches Handeln, Glaubwürdigkeit“, so ihre Reaktion auf eine Rede des US-Präsidenten Donald Trump vor den Vereinten Nationen. Diese Empörung sei für sie ein Ausgangspunkt gewesen, um nachzudenken, welchen Stellenwert Wahrheit heute noch habe – und wie Religionen in solchen Diskursen missbraucht oder instrumentalisiert werden.

Ihr Vortrag stand unter drei Leitbegriffen, die zugleich zentrale Haltungen für interreligiöse Forschung beschreiben: Vorsichtiger – Umsichtiger – Weitsichtiger.

„Das BaFID ist ein Ort, an dem alle drei Eigenschaften exemplarisch eingeübt werden können und auf die Gesellschaft ausstrahlen“, betonte Schlögl-Flierl.

  • Vorsichtiger – weil das Zentrum Räume schafft, in denen religiöse Überzeugungen ernst genommen und zugleich sensibel reflektiert werden.
    „Am BaFID wird nicht über, sondern miteinander geredet“, so Schlögl-Flierl. Nur so könne interreligiöser Dialog auf Augenhöhe gelingen.
  • Umsichtiger – weil das BaFID den Blick weitet, neue Akteure und Themen in den Dialog einbezieht und wissenschaftliche Erkenntnisse in gesellschaftliche Prozesse einbringt.
    „Sich selbst nicht als Nabel der Welt zu sehen, sondern im Konzert der Religionen seine eigene Stimme zu finden – das kann man hier einüben“, sagte sie.
  • Weitsichtiger – weil Forschung am BaFID über den Moment hinausdenkt. Schlögl-Flierl verwies auf neue Fragen etwa zur Vulnerabilität, zu religiösen Deutungen in der Techwelt oder zur Rolle von Religion in Zukunftsszenarien.
    „Weitsicht bedeutet, die Zukunft mitzudenken – und das tut das BaFID in besonderer Weise“, so ihr Fazit.

Abschließend hob sie hervor, dass wissenschaftliche Arbeit, die vorsichtig, umsichtig und weitsichtig sei, zugleich nachhaltig sei – und damit einen unverzichtbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leiste.

„Happy Birthday BaFID – es ist schon viel passiert, aber es muss auch noch viel passieren“, schloss Schlögl-Flierl mit einem optimistischen Blick auf die kommenden Jahre.

Ausblick

Mit der Arbeit seines Kuratoriums, seiner Forschung und den vielfältigen Veranstaltungen trägt das BaFID dazu bei, Dialog, Verständigung und Vertrauen zwischen den Religionsgemeinschaften sowie zwischen ihnen und der Gesellschaft zu fördern. Die Verbindung von wissenschaftlicher Exzellenz und gesellschaftlicher Verantwortung macht das BaFID zu einem einzigartigen Ort interreligiöser Forschung – vorsichtig, umsichtig und weitsichtig.