April: Die Rumänische Orthodoxe Metropolie – Glaube, Gemeinschaft und Engagement im Herzen Europas

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Innenraum der Rumänisch Orthodoxen Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa Foto: Denise Scheuerer

Im Herzen Nürnbergs, an der Fürther Straße 166–168, hat eine bedeutende religiöse Institution ihren Sitz: die Rumänische Orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa. Sie gehört zur Rumänischen Orthodoxen Kirche und ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt. Ihre Aufgaben reichen weit über den sonntäglichen Gottesdienst hinaus – sie ist geistliches Zentrum, soziales Projekt, kultureller Mittler und identitätsstiftender Ort für zehntausende orthodoxe Christen aus Rumänien und anderen Ländern. In unserem Interreligiöser Kalender zeigen wir dieses Gebäude im Monat April.

Geistliches Zentrum mit Geschichte

Die Rumänische Orthodoxe Metropolie entstand nach der politischen Wende in Rumänien. Die Heilige Synode der Rumänischen Orthodoxen Kirche entschied 1993, auf Wunsch mehrerer Priester und Gläubiger, eine eigene kirchliche Struktur für die wachsende rumänische Diaspora in Deutschland und Zentraleuropa zu schaffen. Bereits 1994 wurde Weihbischof Dr. Serafim Joantă zum Metropoliten ernannt. Die Metropolie wuchs rasch und umfasst heute zwei Verwaltungseinheiten: die Erzdiözese für Deutschland, Österreich und Luxemburg mit Sitz in Nürnberg und die Diözese für Nordeuropa mit Sitz in Stockholm. Ihr unterstehen heute mehr als 200 Gemeinden, Niederlassungen und Klöster in sechs Ländern.

Die Kathedrale der Metropolie in Nürnberg – dem Heiligen Märtyrer Demetrios von Thessaloniki geweiht – ist nicht nur Sitz des Metropoliten, sondern auch die Heimatgemeinde vieler orthodoxer Gläubiger der Region. Das Gotteshaus, 1999 von der Evangelisch-Lutherischen Kirche erworben, wurde aufwendig umgestaltet. Es erhielt eine Kuppel, wurde verlängert und im Inneren im traditionellen byzantinischen Stil mit Fresken des bekannten rumänischen Künstlers Prof. Grigore Popescu ausgemalt. Im Jahr 2006 wurde die Kathedrale feierlich eingeweiht – unter anderem in Anwesenheit des damaligen Patriarchen Teoctist.


Die Gemeinde in Nürnberg

Die rumänisch-orthodoxe Gemeinde Nürnberg wurde bereits 1976 gegründet, zunächst als Außenstelle der Münchener Gemeinde. Seit 1996 ist sie eigenständig. Heute ist Vater Teofil Herineanu – Enkel des geschätzten Erzbischofs Teofil Herineanu von Cluj – Gemeindepfarrer und zugleich Geschäftsführer der Erzdiözese.

Neben Gottesdiensten bietet die Gemeinde auch Aktivitäten für Familien an, darunter einen Sonntag-Kindergarten sowie Kurse zur rumänischen Sprache und Kultur. Damit wird sie zu einem wichtigen kulturellen Treffpunkt für Menschen, die ihre Herkunft nicht vergessen, aber auch in der neuen Heimat Fuß fassen wollen.

Das Metropolitanzentrum: Mehr als ein Gotteshaus

Zum Metropolitanzentrum gehören nicht nur die Kathedrale und die Gemeindeverwaltung, sondern auch das Kloster der „Heiligen Märtyrer Brâncoveanu“, die Schule für Ikonenmalerei „Hl. Evangelist Lukas“ und ein großer Tagungsraum für bis zu 200 Personen. Die Gebäude – teils denkmalgeschützt – wurden 1999 von der lutherischen Epiphaniaskirche übernommen.

Die Ikonenmalschule wird von Schwester Marina Muntean geleitet, einer begabten Künstlerin, deren Werke viele orthodoxe Kirchen in Deutschland schmücken. Ihre Schule zieht sowohl rumänische als auch deutsche Schülerinnen und Schüler an. Sie ist ein Beispiel dafür, wie sich Kunst, Glaube und Bildung in der orthodoxen Tradition verbinden.

Sozialprojekt: Hoffnung für Kinder in Moldau

Die Metropolie engagiert sich auch sozial. Seit mehreren Jahren läuft das Projekt „Stipendien für arme Kinder in Moldau/Ostrumänien“. Mit einem monatlichen Betrag von 30 Euro werden Kinder in der besonders armen Region Vaslui und Botoșani unterstützt. Diese leben oft unter der Armutsgrenze und haben nicht einmal täglich eine warme Mahlzeit.

Dank der Zusammenarbeit mit lokalen religiösen Einrichtungen vor Ort – dem Kloster Popăuți und der Pfarrei Negreşti – wird sichergestellt, dass die Spenden direkt den Bedürftigen zugutekommen. Die Unterstützung erfolgt über Gutscheine für Lebensmittel und Schulmaterial. Gläubige in Deutschland können das Projekt mit Spenden unterstützen – und so einen konkreten Beitrag zur Linderung der Armut leisten.

Ökumenisches Engagement und Dialog

Die Rumänische Orthodoxe Metropolie ist in Deutschland auch ein aktiver Gesprächspartner im ökumenischen Dialog. Sie ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und beteiligt sich regelmäßig am theologischen Austausch mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Metropolit Serafim selbst leitet die orthodoxe Delegation in diesem Dialog.

Zudem gibt die Metropolie zwei bedeutende Zeitschriften heraus: Deisis, ein theologisches und kulturelles Magazin in deutscher und rumänischer Sprache, sowie das monatliche Mitteilungsblatt Scrisoare Duhovnicească („Geistlicher Brief“), das Gläubige über Veranstaltungen, religiöse Themen und aktuelle Entwicklungen informiert.

Die Rumänische Orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa ist weit mehr als eine kirchliche Organisation. Sie ist ein lebendiger Ort des Glaubens, ein Zentrum kultureller Identität, ein Raum der Nächstenliebe und ein Brückenbauer zwischen Ost und West. Mit ihrer Kathedrale in Nürnberg als geistlichem Zentrum wirkt sie weit über die Grenzen der Stadt hinaus – spirituell, sozial und kulturell.